Neunzehntes Kapitel
EIN PAAR WORTE ZUR MODE
Und das ist's eben, worauf es ankommt:
Dass wenn auch der Purpur abgelegt
worden,
noch sehr viel Gutes,
ja eigentlich noch das Beste,
übrigbliebe.
Du bist eine Frau und Frauen müssen
sich putzen. Das fängt schon im zarten Alter von einem Jahr an,
diese Putzsucht, wenn du dich über dein erstes strahlend weißes
Kleidchen aus Babywolle freust – von lieben Verwandten gehäkelt.
Daran hat sich in den Jahren, die zwischen damals und heute liegen,
nicht viel geändert, abgesehen davon natürlich, dass du keine
weißen Häkelkleidchen mehr trägst.
Du willst endlich eine elegante Dame
sein, etwas Besonderes tragen, um ein bisschen auszufallen.
Schließlich bist du kein Baby mehr. Dabei sollst du nicht durch
deine Kleidung auffallen. Man soll beim ersten Blick dein Gesicht
sehen, beim zweiten oder dritten erst die Kleidung. Kauf die also
nicht das Kleid mit den großen Blumenmuster, das durch seine
Grellheit magisch alle Blicke auf sich lenkt, den Augen aber so weh
tut, dass man schnell wieder wegsehen muss, ohne zu bemerken, was für
ein Gesicht über soviel Farbenpracht thront.
Wenn du schon nicht aus Rücksicht zu deinen lieben Mitmenschen darauf verzichtest, in Bonbonfarben oder in Kleidern, geschmückt durch Falten, Täschchen, Schöße und was weiß ich, herumzulaufen, dann verzichte darauf dir zuliebe.
Wenn du schon nicht aus Rücksicht zu deinen lieben Mitmenschen darauf verzichtest, in Bonbonfarben oder in Kleidern, geschmückt durch Falten, Täschchen, Schöße und was weiß ich, herumzulaufen, dann verzichte darauf dir zuliebe.
Du kannst es dir ja nicht leisten,
einen Pullover nur zweimal zu tragen, bevor du ihn in den Müllkasten
wirfst. Man sieht sich einen Pullover in Türkis sehr viel schneller
über als einen in Schwarz. Du musst dich in Zukunft nicht nur auf
Schwarz beschränken, aber Schwarz, Braun und Grau sind nicht nur für
Damen von sechzig aufwärts erfunden wurden. Wenn junge Mädchen
müssten, wie hübsch gerade sie in diesen Farben oft aussehen
können, würden sie sie nur noch tragen.
Ich hoffe, dass du nicht so einfallslos
bist, dich auf die Modefarben zu beschränken. Die solltest du
überhaupt nur tragen, wenn sie dir besonders gut stehen. Es gibt
Farben, die keinem stehen, einfach weil sie hässlich sind. Zu diesen
gehören oder mich Türkis, Orange und Lila. Aber auch unter Rot,
Geld, Grün und Blau finden sich abscheuliche Töne. Wenn du dir
allerdings Zeit zum suchen nimmst und deine Augen ein bisschen
schulst, kannst du hier und da ein wundervolles Flaschengrün finden,
Weinrot oder Königsblau. Zartrosa kann hübsch sein, ebenso
Zartblau. Der eine kann ein blasses Geld gut tragen, der eine ein
kräftigeres. Aber bitte nie zu kräftig.
Pastelltöne sind immer hübscher als
die kräftigen. Braun habe ich schon mal empfohlen. Es gibt die
herrlichsten Brauntöne. Ich liebe sie besonders, vielleicht deshalb,
weil ich mir einbilde, dass sie mir besonders gut stehen. Lass es
dich Zeit und Geduld kosten, herauszufinden, welche Farben zu deinen
Augen, deinen Haaren, deinem Teint passen. Sich mit den richtigen
Farben zu kleiden, ist eine Sache des Gefühlt. Du kannst dieses
Gefühl erwerben, wenn du dir ein bisschen Mühe gibst, wenn du dich
umsiehst, wenn du lange genug suchst und probierst, bevor du dich
entscheidest.
Kauf dir nur Sachen, die du wirklich
gebrauchen kannst. Gebrauchen kannst du immer Pullover und Röcke. Es
gibt wunderbare italienische Pullover, weich und in hübschen Farben,
es gibt englische Twinsets. Natürlich müssen nicht italienischer
oder englischer Herkunft sein; sie müssen Qualität haben. Gibt für
deinen Pullover lieber zehn Mark mehr aus. Graue Flanellröcke finde
ich immer hübsch, ebenso Faltenröcke in klassischem Karo. Deine
Kleider sollten schlicht sein, damit du sie nicht nur einmal im Monat
zum Geburtstag deiner Freundin anziehen kannst.
Am besten sind die sportlichen Sachen, in denen du dich zu jeder Tages und bei jeder Gelegenheit wohl fühlst. Wenn du dir ein Kostüm leisten kannst, so nimm es nicht zu modisch. Du willst es ja länger tragen als nur eine Saison.
Ebenso ist es mit dem Mantel.
Lange Hosen und Blue Jeans haben sich
inzwischen die Herzen aller jungen Mädchen erobert. Du kannst zu
Hause mit ihnen herumlaufen, du kannst mit ihnen einkaufen gehen,
vielleicht ist es dir sogar erlaubt, sie in der Schule zu tragen. Ins
Büro gehören sie nicht. Eben so wenig ist es schick, mit Hosen ins
Kino zu gehen.
Deine Kleidung soll hübsch und
praktisch sein. Sie soll zu deinem Alter, deinem Typ und zu dem
leben, das du führst, passen.
Man kann es sich kaum noch vorstellen das Frauen fast nur in Röcken und Kleidern aus dem Haus gegangen sind, doch die Mode und die Freiheit zu tragen was wir sollen, ist erst in den letzten Jahrzehnten entstanden.
Wonach geht ihr bei der Mode, habt ihr euren eigenen Stile oder tragt ihr nur was gerade "In" ist?
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