Fünfzehntes Kapitel
GRAZIE UND ANMUT
Es liegt im Rhythmus!
Eine allgemein bekannte Methode zum
Erlangen von Haltung sei, mit einigen Wälzern auf dem Kopf durch die
Wohnung zu marschieren. Der Ursprung zu dieser Methode, die von
vielen jungen Mädchen in geradezu krankhaftem Maße ausgeübt wird,
findet man wahrscheinlich bei jenen Damen, die ihr Leben damit
verbringen, gut geformte Wasserkrüge auf dem Kopf durch Gegenden zu
schleppen und an denen soviel Grazie zu bewundern sei. Diese Methode
sei jedoch vollig ohne Wirkung, wenn man nicht genau wisse, wie sich
alles das, was sich unter den Wälzern befindet, korrekt zu bewegen
hat.
Es ist falsch, den Kopf so hoch zu
tragen, das das Kinn arrogant in die Gegend piekt und die Wälzer
mehr auf der Stirn als auf dem Haupte liegen. Man soll den Kopf ruhig
halten und gerade. Die Schultern soll man weder hochziehen noch nach
hinten reißen, sondern man soll sie ganz einfach entspannen. Die
Forderung „Brust raus!“ hat sich längst als ungraziös entpuppt.
Brust hoch muss es heißen, wie man es durch tiefes einatmen zustande
bringt. Du solltest aber trotzdem ab und zu ausatmen. Wenn du die
Brust rausstreckst, drückst du dadurch das Gesäß heraus und wölbst
deinen Bauch vor. Und an dieser Stelle sind wir am Kern der guten
Haltung – beim Gesäß.
Viele Menschen bemühen sich ein Leben
lang, ihrem Gesäß davonzulaufen. Ich habe noch von keinem gehört,
dem es gelungen sei. Das sieht dann so aus, dass das Gesäß hinter
ihnen hängt, und graziös kann man diesen Anblick weiß Gott nicht
nennen. Ziehe den Bauch ein und bewege dich so, als würde dein Gesäß
von unsichtbarer Hand gezogen.
Ein großes Problem, das auch ich
manchmal noch nicht zu lösen weiß, die Hände immer unterzubringen.
Es ist ungraziös, sie in die Tasche zu stecken. Ausserdem bekommt es
den Taschen nicht gut. Du solltest die Arme nicht unter der Brust
kreuzen und die Hände nicht auf dem Bauch falten. Eine gute Hilfe
ist es, die Hände auf dem Rücken zu verschränken und am besten
natürlich, sie natürlich und gelöst hängen zu lassen. Aber das
muss man können.
Beim sitzen gibt es ein paar Dinge, die
man besser unterlassen sollte. Dazu gehört, den Rock vor dem
Hinsetzen glatt zu streichen oder sich ängstlich umzusehen, ob der
Hund des Hauses auch nicht inzwischen mit deinem Stuhl in der
Schnauze davongezogen ist. Die Stuhlbeine sind nicht dazu da, das du
deine Füße darum windest. Rutsche nicht unruhig auf dem Sessel hin
und her, als erwartest du jeden Augenblick eine größere Explosion.
Schiebe nicht den Kopf vor wie ein Rennpfern drei Zentimeter vor dem
Ziel, sondern beige dich von der Hüfte her vorwärts, oder sitze
gerade, nicht als hättest du den berühmten Stock verschluckt,
sondern entspannt. Das kannst du beim Kartenspielen genau so gut wie
beim Stricken oder Maschinenschreiben. Wenn du nichts für eine Hände
zu tun hast, so halte sie ruhig auf den Knien fest.
Das waren nicht alle Tips zum Thema
sitzen nein, Frau Menge hat noch einen zum Thema Sofas:
Setz dich bei diesen gemütlichen
Monstren zuerst auf die Kante, und lass dich dann langsam nach hinten
gleiten, beim aufstehen mach es umgekehrt.
Natürlich möchtest du auch einen
graziösen Gang besitzen. Am liebsten so graziös das die Leute sich
auf der Straße gegenseitig anstoßen, um sich darauf aufmerksam zu
machen. Du erreichst ihn bestimmt nicht, indem du intensiv mit deinen
Hüften wackelst. Das kannst du gottlob auch gar nicht, wenn du den
Ratschlägen befolgst, dein Gesäß immer richtig unterzuziehen.
Marschiere nicht mit langen Schritten, trippele aber auch nicht. Geh
stolz erhobenen Hauptes, mit geraden Schultern, die Füße geradeaus,
die Knie locker entspannt.
Puh das nenn ich mal Regeln und wenn
ihr die alle einhaltet denkt dran das ihr immer locker und entspannt
sein müsst Mädels ;)
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